Der Ramadan – ein Zeitraum von Hingabe, Besinnung und spiritueller Vertiefung – ist für mich nicht nur ein jährlich wiederkehrendes Ereignis, sondern eine Reise, die mich durch die unterschiedlichsten Facetten des Lebens führt. Von den zauberhaften Erinnerungen meiner Kindheit bis hin zu den prägenden Erfahrungen als Erwachsener begleitet mich dieser heilige Monat auf einer Reise durch die Vergangenheit und die Gegenwart. Willkommen zu meinem persönlichen Rückblick auf „Mein Ramadan: Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse“.
Ramadan als Kind
Obwohl Kinder nicht zum Fasten verpflichtet sind, erinnere ich mich daran, wie wir eine Art „Kinderfasten“ praktizierten, halbtags fasteten und so unsere ersten Erfahrungen sammelten. Die Wochenenden während des Ramadan waren für mich als Kind besonders aufregend. Wir wurden oft zu anderen Familien eingeladen, um gemeinsam das Fasten zu brechen. Diese Besuche waren immer von Vorfreude geprägt, besonders auf das festliche Menü, das uns erwartete. Von Suppen über Fisch- und Fleischgerichte bis hin zu köstlichen Desserts – die Tische waren immer reich gedeckt und das besondere Gedeck wurde extra für diesen Anlass herausgeholt.
Am Vorabend des Zuckerfestes ist es in vielen Familien üblich, dass Mütter ihre Kinder baden, auch bekannt als „Arefe suyu“ oder Vorabendwasser, obwohl diese Praxis nicht in der Sunna verankert ist. Möglicherweise wurde dies eingeführt, um Kinder zu beruhigen, die das Baden nicht mögen, und um es zur Gewohnheit zu machen. Am Zuckerfest selbst hatten wir genügend Zeit, uns herauszuputzen und unsere neuen Bayram-Kleider anzuziehen, da das Fest erst nach dem morgendlichen Bayram-Gebet der Männer in der Moschee begann. Das erste gemeinsame Frühstück nach einem Monat markierte dann den Beginn des Zuckerfestes. Ähnlich wie bei „Süßes oder Saures“ an Halloween zogen wir am Nachmittag mit unserem Freundeskreis von Tür zu Tür, um unseren Bekannten zu Bayram zu gratulieren und Taschengeld zu sammeln. Danach machten wir uns auf den Weg zu McDonald’s, um uns ein Happy Meal zu gönnen – eine kleine Tradition, die wir Jahr für Jahr genossen.
Ramadan im Studium
Als junger Erwachsener gestaltete sich das Fasten während meiner Studienzeit herausfordernder, da ich mich oft auf Vorlesungen und Klausuren konzentrieren musste. Dennoch bemühte ich mich stets, den Geist des Ramadan aufrechtzuerhalten, sei es durch besondere Einkäufe von Datteln oder das Basteln eines Ramadan-Kalenders für meinen Ein-Person-Haushalt. Das Zuckerfest feierte ich dann meist mit meiner Familie. Meine Freunde aus dem Studium lud ich oft am letzten Tag des Zuckerfestes in meine Studentenwohnung ein, wo ich leckeres Essen kochte und wir gemeinsam das Ende des Fastenmonats feierten.
Ramadan im Beruf
Die Zeit des Fastens während der Arbeit war eine herausfordernde Phase, in der es galt, meine spirituelle Praxis mit den Anforderungen des Berufslebens in Einklang zu bringen. Um sicherzustellen, dass ich während der Fastenzeit meine religiöse Praxis problemlos in den Arbeitsalltag integrieren konnte, führte ich stets offene Gespräche mit meinen Vorgesetzten und Kollegen. Ich informierte sie über meinen Fastenzeitstatus und war dankbar, dass ich meine Arbeitszeiten flexibel gestalten und Überstunden abbauen konnte. Viele entschieden sich in dieser Zeit für Urlaub oder Gleitzeit. Während der Mittagspause nutzte ich die Zeit entweder für eine kurze Ruhepause oder für einen ausgedehnten Spaziergang. Auf diese Weise gelang es mir, Fasten und Beruf miteinander zu vereinbaren.
Ramadan mit der eigenen Familie
Als Mutter ist die Erfahrung des Ramadan für mich noch neu, jedoch bemühe ich mich, ihn bewusst zu gestalten, obwohl die Pandemie unsere gewohnten Familienbesuche und Einladungen zunichte gemacht hat. Dennoch hoffe ich darauf, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Mein Mann und ich setzen alles daran, unsere Mahlzeiten zu Hause besonders zu gestalten und haben sogar einen gemeinsamen Ramadan-Kalender. In diesem Jahr werden wir zum ersten Mal unsere Tochter aktiv in diese Traditionen einbinden.
Darüber hinaus streben wir jedes Jahr danach, unseren Konsum während des Ramadan zu reduzieren. Wenn wir uns doch einmal entscheiden, den Fernseher einzuschalten, wählen wir bewusst unsere Lieblingsserie für die Fastenzeit aus. Insbesondere die Geschichte des Propheten Yusuf auf YouTube ist ein echter Klassiker bei uns.
Trotz unserer Bemühungen, den Konsum zu reduzieren, gibt es eine Tradition aus meiner eigenen Kindheit, die ich gerne weiterführe: Als Geschenk für die gesamte Familie gibt es jedes Jahr neue Bayram-Outfits, die wir stolz am Zuckerfest tragen und damit die Freude über das Ende des Ramadan in neuen Kleidern zelebrieren.
Mein Ramadan: Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse
In jedem Jahr erlebe ich den Ramadan auf neue Weise und entdecke dabei immer wieder die Schönheit und die Bedeutung dieses besonderen Monats. Durch die Erinnerungen an vergangene Zeiten, die Erfahrungen, die ich sammle, und die Erlebnisse, die mich bereichern, wächst meine Verbundenheit mit dieser traditionsreichen Zeit. Möge der Geist des Ramadan auch in Zukunft meine Seele beleben und meine Wege mit Licht und Liebe erhellen. Ramadan Mubarak!